Mittwoch, 27. Mai 2009

Nordland-Reise 2009, Teil 5 Litauen - Lettland

15. Tag Sonntag, 24. Mai 2009

Besichtigungen Druskininkai, Kurort
Essen: Druskininkai, Mittagessen am See
Übernachtung: Druskininkai, Camping
Wetter: sonnig, 20 Grad, Wind

Ich wunderte mich heute morgen schon, dass die anderen Camper schon um 6 Uhr auf den Beinen waren. Außerdem war es um 4:00 Uhr schon richtig hell. Plötzlich kam mir die Erleuchtung. Wir mussten unsere Uhren um 1 Stunde vorstellen, auf osteuropäische Zeit. Gegenüber von uns stand ein alter Hymer. Der Besitzer war ein netter älterer Herr aus Litauen. Das heißt, eigentlich ist er Deutscher. Als eines der Wolfskinder wurde er von einer litauischen Familie adoptiert. In dem Wohnmobil war noch ein Ehepaar aus Dresden. Der Dresdener war auch ein „Wolfskind“, schlug sich aber nach dem Krieg nach Deutschland durch. Die beiden „Wolfskinder“ treffen sich jedes Jahr. In diesem Jahr sind sie mit dem Wohnmobil des Litauers unterwegs. In Druskininkai treffen sie ein weiteres „Wolfskind“, einem Herrn aus dieser Kurstadt. Er wollte ihnen die Stadt zeigen.
Der Wohnmobilbesitzer war so sehr stolz auf seinen alten Hymer. Das 20 Jahre alte Fahrzeug kostete noch 4.500 Euro und hat schon einige Mängel. Franz erklärte ihm, wie er die selbst günstig beseitigen könne. Der Mann war so dankbar. Er hat sich mit dem Wohnmobil einen Traum erfüllt, und das solle doch wenigstens noch so lange halten, bis er nicht mehr umherreisen kann.
Wir trennten uns um 10 Uhr von den Dreien, und gingen zu Fuß in die Stadt. Dabei Die Kurstadt fiel uns vor drei Jahren sehr angenehm auf. Schon alleine das Café Nostalgia war den Abstecher wert. Wie es aber so ist, hat es den „Bauwahn“ nicht überlebt. Schade. Überhaupt ist die Stadt eine große Baustelle. Die vielen Kurgebäude und die Anlage waren wie ausgestorben.


Alles ist neu und sehr modern, aber tot. Enttäuscht wanderten wir durch die Straßen, immer auf der Suche nach den schönen alten Holzhäusern.

Wir fanden letztendlich einige nahe der orthodoxen Kirche.

Am See besuchten wir das neue „Nostalgia“, das nun ein Restaurant ist. Es ist zwar modern, aber wenigstens gemütlich. Wir machten es uns draußen auf einer der Holzbänke gemütlich. Skandinavische Stimmung machte sich breit.

Direkt am See zu sitzen unter blaue Himmel mit den weißen Wolken, da muss man sich wie in Skandinavien fühlen. Und dann kommt noch die Ruhe dazu, alles geht seinen gemächlichen Gang, kein Anflug von Hektik. Ach, wie lieben wir diese Beschaulichkeit.

16. Tag Montag, 25. Mai 2009

Abfahrt: Druskininkai, 9:00 Uhr
Ankunft: Mindunai, 14:30 Uhr
Tageskilometer: 215
Route: A 4, Druskininkai – Trakuvoke
A 16, Trakuvoke – Vilnius
A 14, Vilnius - Moletai
N 114, Moletai - Mindunai
Besichtigungen Europas Zentrum
Übernachtung: Mindunai, Camping
Wetter: sonnig, 21 Grad

Da ist es wieder, das Skandinavien-Feeling. Schon als wir Druskininkai in Richtung Vilnius verlassen hatten, fuhren wir durch eine typisch skandinavische Landschaft. Links und rechts der Straße Wälder mit Kiefern und Birken, dazwischen blitzten immer wieder tiefblaue Seen. Kilometerweit fuhren wir auf schnurgerader Straße, bis mal wieder eine Kurve kam. Bis zum Einzugsgebiet von Vilnius war kaum Verkehr auf der Strecke. Die Fahrt durch Vilnius gestaltete sich auch nicht als besonders schwierig. Mit Ruhe und Besonnenheit kommt man gut durch. Gleich hinter der Hauptstadt war es wieder ruhig und „skandinavisch“. 26 Kilometer von Vilnius erreichten wir das Zentrum Europas. 1989 haben Wissenschaftler das geografische Zentrum Europas definiert. Die Koordinaten des geografischen Zentrum Europas liegen bei 54o54‘ nördlicher Breite und 25o19‘ östlicher Länge. Diese Daten wurden erst nach neuerlicher Ermittlung der Abgrenzungen Europas als Kontinent festgelegt: Norden – Spitzbergen, Süden – Kanarische Inseln, Osten Spitze des Uralgebirges, Westen – Azoren. Auf einem Hügel steht eine Säule aus weißem Granit mit Sternenkrone. Auf dem Weg dorthin stehen sämtliche Flaggen Europas und die Europaflagge Spalier.
Bei unserem Spaziergang dorthin konnten wir viele Maikäfer beobachten. Unsere Weiterfahrt nach Moletai gestaltete sich wieder sehr ruhig. Bei Moletai war ein Campingplatz den wir anfuhren unbesetzt, deshalb zogen wir ein paar Kilometer weiter zum Campingplatz in Mindunai. Von der Hauptstraße führt eine Sandpiste in den Wald. Nach 2 Kilometern biegt man auf einen Waldweg ab, der nach 500 m am Campingplatz endet.
Der Campingplatz ist ein Juwel. Er liegt mitten im Wald an einem See.

Unser Stellplatz liegt in einer Lichtung über dem See. Vom Bett aus kann man auf den See blicken. Wir scheinen die einzigen Gäste des Platzes zu sein. Das ist gut, wir brauchen heute keine Rollos schließen. Und das ist Freiheit, wie wir sie lieben. Was gibt es Schöneres, als mitten im Wald vom Vogelgezwitscher am Morgen sanft geweckt zu werden. Und dann die gute Luft. Wenn das nicht Erholung ist.


17. Tag Dienstag, 26. Mai 2009

Abfahrt: Mindunai (Litauen), 9:00 Uhr
Ankunft: Ludza (Lettland), 14:00 Uhr
Tageskilometer: 242
Route: N 114, Mindunai – Ignalina
N 102, Ignalina – Zarasai (Grenze zu Lettland)
A 13, Zarasai – Rezekne
A 12, Rezekne - Cirma-See (Ludza)
Übernachtung: Rezekne, Campingplatz am C irma-See
Wetter: sonnig, 29 Grad

Um 4:30 Uhr habe ich mich mal aus meinem Bett erhoben und einen Blick auf den See geworfen. Der See lag ganz glatt im ersten Tageslicht. Man hörte nichts, außer dem Zwitschern der verschiedenen Vögel. Ein Kuckuck mischte sich immer wieder dazwischen. Allerdings siegte mein „Innerer Schweinehund“ und ich legte mich wieder schlafen. Aufgestanden sind wir dann wie gewöhnlich um 7 Uhr. Da schien die Sonne schon kräftig auf den See, der immer noch ganz unschuldig zwischen den hohen Kiefern und Birken lag. Die Luft war ganz klar und es roch nach Wald. Schön, wie im schönsten Kitschfilm.
Dann holte uns wieder die Normalität zurück, wir fuhren weiter Richtung Norden. Über Paluse, den Ort kennen wir vom letzten Nordlandurlaub ging es nach Zarasai. Dort überquerten wir die Grenze zu Lettland. Der Übertritt war durch ein Auto vom Zoll und einem großen Stopschild gesperrt. Aber nicht für uns. Die netten Beamten winkten und sofort freundlichst durch. In Lettland wurden wir dann wieder von der harten Realität eingeholt. Bei unserem letzten Besuch vor drei Jahren klagten wir schon über die schlechten Straßen hier im Osten des Landes. Es hat sich leider noch nicht viel getan. Mehr gehoppelt als sanft gefahren kamen wir trotzdem schnell voran. Um die Mittagszeit waren wir schon in Rezekne. Dort versorgten wir uns erst einmal mit LATs, der lettischen Währung. Rezekne haben wir schon mal besichtigt, deshalb zog es uns bei der Hitze gleich zum Campingplatz, der östlich des Ortes an einem schönen See liegt. Dort gibt es einen Kater, dem Gima gleich mal wieder „Saures“ gab. Der Arme tat uns ganz leid. Er war aber auch zu hässlich….. Der Platz ansonsten ist wieder mal sehr schön, liegt richtig ruhig und abgeschieden. Man muss um auf den Platz zu kommen erst einen 1,2 km langen Schotterweg passieren. Vor unserem Standplatz fürs Womo liegt der See, eine Rohrdommel ist zu hören. Einige Männer versuchten sich im Angeln. Eine Idylle, die die schlechten Straßen des Landes schnell wieder vergessen lässt.

18. Tag Mittwoch, 27. Mai 2009

Abfahrt: Rezekne, Cirma-See, 8:00 Uhr
Ankunft: Vöru, 14:30 Uhr
Tageskilometer: 232
Route: A12, Cirma-See – Ludza
P49, Ludza – Karsava
P45, Karsava – Cerpene
P46/P35, Cerpene – Balvi
P35/P43, Balvi – Alüksne
P39, Alüksne – Ape
Örtliche Grenzübertritt nach Estland
N68 /N67 - Vöru
Übernachtung: Vöru, Camping Kublja-Hotel
Wetter: sonnig, 28 Grad

Geweckt wurden wir heute vom schönsten Naturkonzert. Die Vögel zwitscherten in hellen Tönen ihr Lied, der Kuckuck protzte mit seinem Einsatz und die Rohrdommel spielte auf dem Bass. Nichts störte. Erst später konnte man die Eisenbahn hören. Wir befanden uns schließlich auf der Hauptstrecke von Riga nach Moskau.
Gestern hatte ich mir die weitere Route für heute ausgesucht. Dabei machte ich einen entscheidenden Fehler. Die Straßenkarte hörte bei Karsava auf, und hätte nur umgedreht werden müssen. Dann hätte ich nämlich entdeckt, dass Karsava an der Grenze zu Russland liegt, und die rot eingezeichnete Hauptstraße direkt dort hinführt. Wir machten uns also auf den Weg über Ludza nach Karsava. Die Straße war in schlechtem Zustand. Als ich merkte, wohin die Straße führt, war es zum Umdrehen auch schon zu spät. Wir nahmen deshalb eine gelb eingezeichnete P-Straße, die uns nach Balvi führen sollte. Bei Karsava zeigte ein Schild an, dass wir nur noch 644 Kilometer von Moskau entfernt sind. Nicht mehr weit eigentlich – und dennoch unendlich weit. Ab Karsava entpuppte sich die Straße als Schotterpiste. Sie war allerdings in sehr gutem Zustand, besser auf jeden Fall, als die schlechten Teerstraßen.
Wir mussten „Borderland“ passieren. Einige Kilometer ging es direkt entlang der Grenze zu Russland. Die Wachtürme hüben und drüben waren auch besetzt. Über Balvi, Alüksne und Ape erreichten wir die Grenze zu Estland. Und damit wurde auch der Straßenzustand wieder wesentlich besser. Heute war es sehr heiß, wir waren froh, den Camping in Vöru am frühen Nachmittag erreicht zu haben. Gleich wurden die Fenster im Womo geöffnet – unsere Gima freute es.
Heidi

1 Kommentar:

  1. Hallo Heidi,
    schöne Bilder schickst Du uns da. Dieses alte Holzhaus sieht richtig gemütlich aus. Ich liebe diesen Stil. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es in Postdam eine russische Kolonie mit solchen Häusern. Und die orthodoxe Kirche ist wunderschön.
    Ich wünsche euch weiterhin eine gute Fahrt und viele schöne Erlebnisse. Bleibt gesund.
    Liebe Grüße, Gaby

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