Samstag, 30. Mai 2009

Nordland-Reise 2009, Teil 6, Estland der Osten

19. Tag - Donnerstag, 28. Mai 2008

Abfahrt: Vöru, 12:30 Uhr
Ankunft: Otepää, 16:00 Uhr
Tageskilometer: 105
Route:
N 69, Vöru- Sangaste
N 46, Sangaste - Otepää
Besichtigungen
Vöru, Ort
Sangaste, Schloss
Otepää,Ort
Übernachtung: Pyhajärvi, Camping beim Spa-Hotel (Otepää)
Wetter: sonnig, 18 Grad

Gestern am Abend regnete es noch. Dabei kühlte es sehr ab. Und das in kürzester Zeit. Aber heute lachte die Sonne wieder vom Himmel. In Vöru spazierten wir durch den Ort. Vöru wurde 1784 auf Veranlassung Katharinas II. gegründet.

Katharinenkirche

Das Denkmal erinnert an die Opfer, die beim Untergang der Estonia ums Leben kamen

In den letzten drei Jahren hat sich doch einiges verändert. Viele der alten Holzhäuser wurden abgerissen, aber auch einige schön renoviert.

An der Promenade am Tamula-See steht das Denkmal des berühmtesten Einwohners der Stadt, dem Arzt und Verfasser des Epos Kalovipoeg, Friedrich Reinhold Kreutzwald. Er lebte von 1833 bis 1877 in Vöru. Auf der Katariini gings wieder in das Ortszentrum, aber nicht ohne vorher im Café Katariini einzukehren. Estland ist uns sehr sympathisch, genauso wie seine Menschen. Das kommt vielleicht daher, dass die Sprache sehr dem finnischen ähnelt, und wir doch einiges verstehen können. Die Dame, die uns im Antiquitätenladen bediente, bestätigte uns die Ähnlichkeit der beiden Sprachen. Sie sprach auch sehr gut englisch und auch ganz annehmbar deutsch.

Der Antiquitätenladen ist einer der größten im Land. Wir fanden einen Wäscheklopfer aus Holz und viele schöne alte Postkarten.

Um die Mittagszeit haben wir uns zu unserem nächsten Ziel Sangaste (früher Saßnitz) aufgemacht. Sangaste hat Schloss nach dem Tudor-Stil zu bieten.

Der Erbauer war Graf Friedrich von Berg. Das Schloss hat 99 Zimmer und viele verschiedene Fenster aufzuweisen.

Der riesige Ballsaal mit maurischen Elementen und das holzgetäfelte Speisezimmer sprechen für den Hang zum Luxus des Bauherrn.

Der Graf entwickelte die nach ihm benannte winterharte Roggensorte Sangaste. Der Ballsaal wird für Hochzeitsgesellschaften vermietet, das Speisezimmer dient als Restaurant. In den vielen Zimmern im ersten und zweiten Stock ist die Jugendherberge untergebracht.

Das Schloss hätte eine dringende Sanierung nötig, doch die Nachkommen des Herrn von Berg zeigen kein Interesse. Sie leben in Kanada, USA und Finnland. Derzeit wird eine neue Heizung eingebaut – eine umweltfreundliche Erdwärmeheizung. Die Stallungen und die anderen Gebäude sind dem Verfall preisgegeben. Schade!! 21 Kilometer weiter kamen wir nach Otepää. Der Ort ist aus dem Wintersport sehr bekannt. Dort wurde bis vor ein paar Jahren auch der Biathlon-Weltcup ausgetragen. Der Ort selbst gibt gar nichts her. Wir versorgten uns mit frischen Lebensmitteln und fuhren dann zum 3 Kilometer entfernten Pyhajärv auf den Campingplatz des Spa-Hotels.

20. Tag, Freitag, 29. Mai 2009

Abfahrt: Otepää, 9:00 Uhr
Ankunft: Pusi, 16:15 Uhr
Tageskilometer: 97
Route:
Str. 46/N2, Otepää – Tartu
N3, Str. 43, Tartu - Pusi
Besichtigungen: Tartu, Stadt und Domberg
Übernachtung: Pusi, Willipu Külalistemaja
Wetter: sonnig, 24 Grad

Das ist schon Luxus, gleich zum Frühstück die Heimatnachrichten zu lesen. Das geht via Internet. Und das, auch wenn man nicht gleich um die Ecke ist. Wir sind in Estland, wohlgemerkt. Und hier in Estland hat jeder Haushalt kostenlosen Internetanschluss, den der Staat seinen Einwohnern zur Verfügung stellt. Da muss man doch eingestehen, Deutschland ist auf dem Sektor der Kommunikation noch Entwicklungsland.
Heute hatten wir uns Tartu vorgenommen. Wir fuhren den Europaparkplatz an, der gleich am Eingang zur Altstadt liegt. Schon beim Überqueren der Straße per Fußgängerampel kamen wir ins Staunen. Da werden die Sekunden bis zum Umschalten auf Rot oder Grün angezeigt. Nicht nur angezeigt, sondern auch für unsere blinden Mitmenschen akustisch dargestellt. So etwas haben wir bisher noch nie gesehen – und wir kommen doch viel in Europa rum. Vorbei an einigen großen Kaufhäusern und einem schönen Park kommt man zum Rathausplatz.

Die heutige Altstadt zeigt sich mit überwiegend klassizistischen Bauten. Vor dem Rathaus breitet sich der große Platz aus, der mit seinen Freiluftcafés und Restaurants der zentrale Treffpunkt für Besucher und Einheimische ist. Vor dem Rathaus steht ein Brunnen.

Die Skulptur zeigt zwei sich küssende Studenten. Seit 1998 ist er das Wahrzeichen der Stadt. Zum Schulende haben sich viele Jugendliche in alte kitschige Kinderklamotten „geworfen“ und sind mit Schnuller, Plüschtieren, Wasserpistolen und sogar Wassereimer zum Brunnen gezogen, um dort ihrer Freude über das bestandene Schuljahr kund zu tun. Die Jugendlichen haben ihren Spaß – und das ganz ohne Alkohol.

Als es dann doch zu viel wurde mit der Wasserplanscherei aus dem Brunnen, stellte die Stadtverwaltung kurzerhand den Brunnenbetrieb ein. Zum Frühstück besuchten wir das Kohvik Pierre, welches in einem Reiseführer als sehr schön gepriesen wird. So war es auch.

Wir hatten so viel Spaß. Das ist eine typische sehr amüsante Unterwegsgeschichte, hier könnt Ihr sie nachlesen. Noch mehr romantische Fotos könnt Ihr hier ansehen! Nach dem schönen Erlebnis schlenderten wir durch die Straßen und Gassen. Es gab so viel zu fotografieren.

Da unser Parkticket ablief, ging Franz zum Parkplatz um „nachzulegen“. Derweilen vertrieb ich mir die Zeit bei Tiimari. Tiimari ist ein schönes Geschäft, in dem man Bastel- und Dekoartikel findet. Ich fand Decoupage-Papier und noch einige Kleinigkeiten. Als Franz wieder vom Parkplatz kam, machten wir uns auf den Weg zum Domberg. Dort besichtigten wir die Ruine der Domkirche.

Tartu ist die Stadt der Denkmäler. Auf dem Domberg stehen einige davon, wie, das Denkmal an den deutschbaltischen Naturwissenschaftler Karl Ernst von Baer und von Villem Reiman. Im lauschigen Park auf dem Domberg steht ein schönes Café.

Unterhalb des Domberges entdeckten wir im alten Pulverkeller das „höchste“ Pub der Welt, das über 10 m Höhe Innenhöhe misst. Da wir am Morgen so toll gefrühstückt hatten, beschlossen wir, nochmals zu Pierre zu gehen und einen leckeren Salat zu essen. Wir bestellten warmen Salat und der war wirklich lecker. Komisch diesmal entdeckten wir auf einem der „Draußentische“ eine Speisekarte in Englisch. Hatte man uns die heute Morgen vielleicht absichtlich verheimlicht? Am Nachmittag fuhren wir weiter zum Peipsi-See. Dort fanden wir nicht gleich auf Anhieb den Campingplatz bei Pusi. Wir sind erst einmal dran vorbeigefahren. In Kallaste wendeten wir am Hafen. Dort standen zwei deutsche Wohnmobile im Hafengelände frei. Wir fuhren den Campingplatz lieber an. Dort trafen wir auf ein älteres Pärchen aus Hessen. Die Beiden sind auch auf dem Weg nach Finnland und Schweden.

21. Tag, Samstag, 30. Mai 2009

Abfahrt: Pusi, 8:30 Uhr
Ankunft: Toila, 11:30Uhr
Tageskilometer: 123
Route:
Küstenstraße/N 3 Pusi – Jöhvi
N1/örtliche Jöhvi - Toila
Besichtigungen: Dörfer am Peipsi-See
Übernachtung: Toila, Camping
Wetter: sonnig, 23 Grad

Morgens um 4:00 Uhr hat mich die Sonne wachgeküsst. Sie stand über dem Peipsi-See und tauchte die Landschaft in ein warmes orangefarbenes Licht.

Der Wind hat sich beruhigt, der See zeigte keine Schaumkrönchen mehr. Wir sollten heute wieder den Platz verlassen, da sich eine Gruppe aus Estland angemeldet hatte. Sie hat den ganzen Platz für das Pfingstwochenende gemietet. Schon um 7:30 Uhr kamen die ersten Wohnmobile und Wohnwagen. Fahrräder wurden antransportiert. Vielleicht ist ein Fahrrad-Club der geheimnisvolle Mieter des Platzes. Willipuu meinte, wir könnten ein paar Kilometer weiter am See bei einem befreundeten Besitzer eines Platzes unterkommen. Auf die Frage hin, warum der Freund Plätze frei hätte, meinte Willipuu, dass sein Freund keinen Alarm macht. Er meinte natürlich damit, dass sein Freund keine Reklame macht. Willipuu spricht etwas deutsch. Alarm bedeutet ja auf etwas aufmerksam machen – somit hatte Willipuu richtig aus dem russischen übersetzt. Und wir Deutschen haben dies auch gleich verstanden. Ist das nicht eine wunderbare „Völkerverständigung“?
Am Peipsi-See fuhren wir zunächst auf der Schotterstraße weiter gen Norden. Sie führt direkt am See entlang durch die wunderschönen Dörfer. Hier haben noch viele Bewohner russische Wurzeln. Entlang der Straßen blüht der Flieder.

Eigentlich fahren wir schon seit unserer Abreise immer den Frühlingsblühern hinterher. Tulpen, Flieder und Raps sind bei uns in Bayern längst verblüht. Hier im Norden dürfen wir immer wieder die Blütenpracht mit ihrem herrlichen Duft von neuem genießen.
In einem dieser Dörfer fanden wir einen kleinen Laden, wo wir uns mit Brot versorgten. Es gab trotz verschiedener Sprachen keine Verständigungsschwierigkeiten. Franz konnte sich mit seinen wenigen Finnisch-Kenntnissen sehr gut mit der Dame verständigen. Nachdem wir die Küste des Peipsi-Sees verlassen hatten, beschlossen wir kurzerhand gleich nach Toila zu fahren. Auf bestens ausgebauter Straße kamen wir zügig voran. Schon zur Mittagszeit passierten wir auf dem Campingplatz von Toila ein.

Franz hat heute „seinen“ Tag. Sein Onkel ist im Zweiten Weltkrieg bei Toila ums Leben gekommen und ist auf dem Soldatenfriedhof in Toila beerdigt. Der deutsche Soldatenfriedhof befindet sich nahe beim Camping in einem großen Naturpark.

Und so komme ich heute zu einem „Stricktag“. Meine Longjacke braucht dringend mehr Zuwendung.

heidi

1 Kommentar:

  1. Halo Heidi,
    es macht Spaß, eure Reise zu verfolgen und die schönen Fotos zu betrachten.
    Liebe Grüße, Gaby

    AntwortenLöschen