Mittwoch, 20. Mai 2009

Nordland-Reise 2009, Teil 3 - Krakau


Sonntag, 17. Mai 2009

Abfahrt: Sternberk (CZ) 9:45 Uhr
Ankunft: Krakau (PL) 15:15 Uhr
Tageskilometer: 310
Route:
B 46, Sternberk – Olomouc
E 462, Olomouc – Hranice
N 48, Hranice – Cesky-Tesin
E 75, Cesky-Tesin – Bielsko-Biala
N 69, Bielsko-Biala – Zywiec
N946, Zywiec – Kobiernice
N 52, Kobiernice – Glogoczow
E 77, Glogoczow – Krakau
N 79, Krakau – Campingplatz (Ri. Kielce)
Besichtigungen Fahrt durchs Solatal
Übernachtung: Krakau, Clepardia-Camping
Wetter: sonnig, 27 Grad

Bei schönstem Sonnenschein wäre man fast geneigt gewesen, den Tag auf dem Campingplatz in Sternberk zu verbringen. Wir fuhren dann aber doch Richtung Polen. Die Fahrt ging auf der Autobahn und Schnellstrasse quer durch Mähren nach Schlesien. In Neu-Tetschin fuhren wir über die Grenze nach Polen. Dank der EU sind keine Grenzformalitäten mehr nötig. Die Grenzen sind ganz einfach zu passieren. Wir wechselten an der Grenze die übriggebliebenen Tschechischen Kronen in Polnische Zloty um. Bis Bielsko-Biala ging es noch recht zügig voran. Dann kam eine Umleitung nach Krakau. Wir haben wahrscheinlich ein Schildchen übersehen und sind in Zywiec gelandet. Das war aber nicht schlimm, alle Wege führen hier noch nach Krakau. In Zywiec waren wir vor drei Jahren schon mal, da hat es fürchterlich geregnet. In diesem Jahr konnten wir die „Kleinen Beskiden“ bei Sonnenschein auf uns wirken lassen. An einem touristisch vermarkteten Stausee vorbei fuhren wir durch das sehr schöne Tal der Sola. Auf den Stauseen waren Segelboote zu sehen, Fischer angelten an den Ufern der Sola – es war Ferienstimmung pur. Wieder auf der Hauptstrasse Richtung Krakau mussten wir einige Orte durchfahren. In Wadowice waren sehr viele ältere Leute unterwegs. Das ist gar nicht so ohne Gefahr – die Strasse ist sehr stark befahren. Wadowice ist der Geburtsort von Karol Wojtyla, dem späteren Papst Johannes Paul II.
Überhaupt fielen uns die vielen Fussgänger und Radfahrer auf, die auf der Rennstrecke nach Krakau unterwegs waren. In Krakau kamen wir auf dem uns schon bekannten Campingplatz um die Kaffeezeit an. Der Platz ist um diese Zeit noch nicht so viel besucht. Auf dem Platz hat man Zugang zum Internet. Etwa 100 m davon befindet sich ein WIFI-Point. Leider ist die Übertragungsrate doch sehr gering (2MB). Für Posts und E-Mails muss man sich schon einen ganzen Tag Zeit lassen. Aber immerhin ist man in Polen sehr auf Zack, was das Internet betrifft.



Montag, 18. Mai 2009

Übernachtung: Krakau, Clepardia-Camping
Wetter: sonnig, Gewitter, 26 Grad

Heute war Ruhetag, es war sehr schwül. Wir wussten nicht, wie das Wetter wird. Wenn es sehr heiss ist, können wir Gima nicht alleine im Wohnmobil lassen. Nahe des Campingplatzes gibt es ein Einkaufszentrum mit einem Bankautomaten, wo wir Geld für die nächsten Tage zogen. Im Supermarkt besorgten wir Lebensmittel. Auf dem Platz erwartete uns schon ein deutsches Ehepaar. Die beiden sind zum ersten mal in Polen und wollten wissen, wo es überall Campingplätze gibt. Im ADAC-Führer wären nicht alle verzeichnet. Kein Problem, wir haben vorsichtshalber noch einen Ausdruck aus dem Internet vom polnischen Campingführer gemacht. Ein englisches Paar wollte noch einen Tipp, wie man am schnellsten von Polen nach Italien kommt. Überhaupt haben wir bemerkt, dass die Engländer gerne in kürzester Zeit die weitesten Strecken fahren. Alles auf Autobahnen und Schnellstrassen. Unser Freund der Richard Francis ist schon seit November in ganz Europa und Marokko unterwegs. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, wo der sich überall „rumtreibt“. Die letzte Nachricht kam aus der Türkei. Nichts für uns, wir lassen uns lieber Zeit und fahren gerne abseits aller Fernstrassen. Nur wenn wir Strecke machen, dann benutzen wir Autobahn oder Schnellstrasse. Heute war ich fast den ganzen Tag nur am Computer und im Internet. Meine Blogs wollen ja auch bedient werden. Leider fällt immer wieder das Netz aus. So kam ich nicht so richtig dazu, allen mir wichtigen Bloggerinnen zu schreiben. Sie wollen es mir bitte nachsehen.


Dienstag, 19. Mai 2009

Besichtigungen Krakau, Kazimierz, Judenfriedhof, Altstadt
Essen: Krakau, Gruzinskie Chaczapuri
Kazimierz, Rubinstein, Kaffee
Übernachtung: Krakau, Clepardia-Camping
Wetter: Regen, 20 Grad

Morgens war es etwas wolkig. Eigentlich hatte man mehr das Gefühl, es wäre Hochnebel. Sommerlich leicht angezogen fuhren wir mit dem Bus 164 nach Podgorze. Als wir aus dem Bus stiegen, regnete es schon ganz leicht. Über die Weichselbrücke gingen wir in das ehemalige Judenviertel Kazimierz. Normalerweise habe ich im Rucksack immer einen Schirm – heute nicht. In einer kleinen Nebentasche fand ich einen Plastikumhang, den hatte ich längst vergessen. Nur der arme Franz hatte keine Regenkleidung dabei. Ich dachte für mich, gut dass es nicht heiss wird, dann können wir uns mit der Stadtbesichtigung viel Zeit lassen. Auf dem Campingplatz stehen wir schattenlos – und die arme Gima war im Womo. Da hätte ich bei Hitze schon bald zurück müssen, denn unser Prinzesschen soll ja keinen Hitzschlag bekommen.

Im Stadtteil Kazimierz sahen wir uns die Remuh-Synagoge an. Als wir weiter durch die alten gepflasterten Gassen schlenderten und uns die alten Häuser so ansahen, fragten wir uns, was die alten Mauern wohl für Greueltaten miterlebt haben. Ein Gedenkstein weist darauf hin, dass 65 000 Juden aus Krakau von den Nazis einfach „beseitigt“ wurden.

Eine Beklommenheit und Traurigkeit machte sich in uns breit. Mehrere jüdische Männer, erkennbar an den „Judenkapperln“, kamen uns entgegen. Beschämt sprachen Franz und ich in hörbarer Reichweite der Männer kein einziges Wort mehr miteinander. Wir schämten uns für die Greueltaten unserer „Vorfahren“ so sehr, dass wir eigentlich unsere deutsche Identität auf diese Weise verheimlichten. Wie eigenartig man reagiert, wenn man unerwartet in eine derartige Situation gerät. Wir gingen erst mal auf den „Schreck“ hin einen Kaffee im Cafè Rubinstein in Kazimierz trinken. Wir beide hatten uns- wie wir meinten - ganz gut über das Leben der Juden in Kazimierz und Podgorze vorbereitet. Ich hatte ein Buch über ein jüdischen Mädchen namens Lina gelesen, die im Ghetto in Podgorze lebte. Sie lebte in der Josefinska 23 in der Wohnung Nr. 3. Reste der Ghetto-Mauern sind heute noch sichtbar. Das Waisenhaus des Ghettos lag beim Zentos-Gebäude. Die Lina arbeitete als junge Frau in der früheren Schokoladenfabrik namens Optima. Im Krieg wurden in der Fabrik deutsche Uniformen gefertigt. Lina kam auf dem Weg zum Gefängnis bei der Bäckerei Beigl vorbei. Das Buch habe ich schon vor ca. 5 Jahren gelesen. Diese markanten Punkte sind mir in Erinnerung geblieben.

In meiner Phantasie ging ich den Weg durch das jüdische Viertel. Auf den alten Pflastern und durch die alten, schon langsam verfallenden Häuser war das gar nicht so schwer, mich in diese Zeit zu versetzen. Mir ging die ganze Situation sehr nahe – konnte gerade so meine Tränen unterdrücken. Wir sind abschliessend noch zum alten jüdischen Friedhof gegangen.

Wenn man die vielen deutschklingenden Namen liest, kann man das ganze Ausmass des „verdammten“ Krieges erst erkennen. Hoffentlich haben wir Menschen daraus gelernt und es passiert niemals mehr so etwas. Der Friedhof, mit seinem morbiden Charme, ist wirklich sehenswert.


Mittags machten wir uns auf den Weg zum alten Marktplatz. Schon wieder fing es an zu regnen. Da es Zeit zum Mittagessen war, wichen wir dem Regen in ein Restaurant nahe der Marienkirche aus. Wir hatten dort schon vor drei Jahren gespeist. Dort wird „Georgische Küche“ angeboten. Nachdem wir satt und zufrieden waren, wagten wir uns zum Ausgang. Wir wunderten uns schon über die plötzliche Dunkelheit im Lokal.

Draussen schüttete es aus vollen Eimern. Wie man auf dem Foto gut erkennen kann. Nachdem der Regen leichter wurde, machten wir uns auf den Weg, Regenschirme zu besorgen. Wie es immer so ist, weit und breit kein Geschäft mit Regenschirmverkauf zu sehen. Erst als wir beschlossen, mit dem Bus wieder zum Campingplatz zu fahren, kamen wir bei einem Regenschirmverkäufer vorbei. Er verkaufte Regenschirme aus der Plastiktüte. Ich denke, heute war es ein gutes Geschäft für den jungen Mann. Mit dem Bus Nr. 115 fuhren wir trotzdem zum Campingplatz zurück, wir waren klitschnass. Mit Ischiasbeschwerden verbrachte ich den Rest des Tages. Als wir im Womo waren, hörte es auf zu regnen – wie es halt manchmal so ist.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Besichtigungen Krakau, Wawel,
Krakau, Altstadt
Krakau, Friedhof in Radowice
Essen: Krakau, Cafè Europejska
Krakau, Gospoda Dezerter
Übernachtung: Krakau, Clepardia-Camping
Wetter: sonnig, 29 Grad

Endlich wieder Sonne. Ganz früh am Morgen fuhren wir mit dem Bus Nr. 114 zum Wawel. Die Busfahrt gestaltete sich wieder einmal als besonders schön. Ein Herr im gepflegten braunen Anzug mit Krawatte bot uns in bestem Deutsch seine Sitzbank an. Er setzte sich auf den einzelnen Platz gegenüber. Als Franz und ich über den Besuch im Friedhof Radowice sprachen, klinkte sich der Herr in unser Gespräch ein. Er erzählte uns, dass auf diesem Friedhof nur noch Leute begraben werden, die schon immer dort ein Grab besassen. Dann erzählte uns der Herr noch, dass er in Polen die deutsche Sprache erlernt hat und dass er schon ein paarmal in Deutschland war. Unter anderem war er in Regensburg und in Hechingen. Er erzählte uns auch, dass er aus den Beskiden stammt, aber Krakau ist nun wegen der Arbeit seine Heimat geworden. Er findet auch, dass Krakau eine sehr schöne Stadt sei. Als er aus dem Bus an der Haltestelle zu Universität ausstieg, wussten wir über seine Arbeit in Krakau Bescheid. Zu uns setzte sich dann eine Frau mittleren Alters und meinte, dass sehr viele Leute in Polen deutsch sprechen. Sie hätte uns schon gestern im Bus beobachtet . Sie wollte fragen, ob sie uns behilflich sein könne, hat aber schnell gemerkt, dass Franz und ich uns in Krakau schon recht gut zurechtfinden. Leider ist die Frau dann schnell an ihrem Ziel gewesen. Uns tut es noch leid, ihr nicht unsere E-Mail-Adresse gegeben zu haben. Man muss nämlich wissen, Internet ist in Polen weniger ein Fremdwort wie in Deutschland. Wir benutzen gerne im Ausland die Busse, nirgends kommt man besser in Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung.
Wir sind dann an der Weichselbrücke, die zum Wawel führt aus dem Bus gestiegen und zur Burg gewandert.

Da waren schon jede Menge Touristen, hauptsächlich Schüler unterwegs. Wir fotografierten eine ganze Weile. Vom Wawel führt der Weg direkt in die Ul. Kanonicza, wo das erzbischöfliche Museum zu finden es. Geht man weiter kommt man an einen Platz, an dessen Westseite die St. Andreas und die Peter-und-Paul-Kirche stehen.

Nach der Besichtigung sind wir die Ul. Grodzka zum alten Markt weiter gegangen. In der Ul. Grodzka befindet sich ein sehr schönes Geschäft mit „Krakauer Spezialitäten“, das Kredens heisst.

Die Auslage war besonders schön dekoriert. Geht man ein paar Häuser weiter, steht man vor dem ältesten Gasthaus Krakaus, dem ehemaligen Gasthaus Wentzel (von 1364). Dort drehte ein Team des Bayrischen Rundfunks gerade einen Film. Nun war wieder ein Kaffee gefällig. Gestern las ich in einem alten Krakauer Reiseführer eine Anzeige des Cafès Europejska. Das gibt es immer noch, es steht im Osten des alten Marktes gegenüber den Tuchhallen. Das war ein sehr guter Gedanke.

Wir betraten ein Café, genauso, wie ich es mir als typisch für die „ungarisch-galizische“ Zeit vorstelle. Ich fragte die Kellnerin, ob ich fotografieren dürfte und sie meinte, ich könnte so viele Fotos wie ich wollte machen. Das tat ich dann auch. Wir bestellten zum Kaffee Apfelstrudel. Der war nicht nur sehr lecker, sondern auch besonders schön dekoriert – ein richtiger Augen- und Gaumenschmaus. In einem meiner nächsten Post im Caféblog gibt es mehr Bilder zu sehen.
Anschliessend trieben wir uns eine ganze Zeit auf dem alten Markt herum. Die Tuchhallen hatten wir zwar gestern schon fotografiert, nur heute bei dem schönen Wetter gibt es viel schönere Fotos.

Da wäre noch festzuhalten, dass der Franz als Kleinkind im Kinderwagen schon mal mit seiner Mutter in Krakau war. Ein Foto entstand damals vor den Tuchhallen. Die Mutter und die Tante von Franz verkehrten sicher auch im Café Europejska. Leider können wir niemanden mehr fragen. Als Franz und ich so mit dem fotografieren beschäftigt waren, verloren wir uns doch tatsächlich. Und in dem Gewimmel von jungen Leuten und vielen Touristen fanden wir uns nicht mehr wieder. Wie gut, dass wir beide ein Handy besitzen. So fanden wir doch wieder zusammen (so soll es doch sein!!).
Zum Mittagessen gingen wir wieder in die Gospoda Dezerter in der Ul. Bracka. Dort waren wir schon oft zum Essen. Die kleine, schmale Gaststätte ist liebevoll nach traditioneller ungarischer-galizischer Tradition eingerichtet.

Es gibt auch viele Gerichte aus dieser Zeit. Es ist zwar etwas teurer, aber der Preis ist es wert. Die Gospoda ist es auch wert, das ich mal einen eigenen Post dafür widme.
Voll vom Essen und von den vielen schönen Eindrücken machten wir uns am frühen Nachmittag wieder auf den Rückweg. Die Sonne brannte heiss, und Gima soll ja nicht „braten“ im aufgewärmten Wohnmobil. Bei 27 Grad im Womo war es aber doch noch auszuhalten. Franz fuhr dann noch alleine mit dem Bus zum Friedhof nach Radowice. Er wollte noch einmal das Grab seiner Urgrossmutter und seines Grossvaters fotografieren. Der Friedhof ist sonst auch sehenswert. Viele Künstler sind dort begraben. Die Gedenkstätten sind sehr kunstvoll gestaltet.


heidi

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